• STREICHTRIO: ESTHER HOPPE, JÜRG DÄHLER, THOMAS GROSSENBACHER

    Posted on Juni 22, 2015 by in Allgemein, Presse

    Wohler Anzeiger vom 16. Juni 2015

    von Klara Bosshart-Schwaller, Haldengutweg 11, 5610 Wohlen

    Streichtrio: Esther Hoppe, Jürg Dähler, Thomas Grossenbacher
    Freitag, 12. Juni, 20.00 Uhr, Ref. Kirche Wohlen

    Dieses Konzert war eine Sommerüberraschung. Am vergangenen Freitag spielte in der reformierten Kirche ein Streichtrio. Die ausgewählten Werke reichten von der Klassik bis ins 20. Jahrhundert.

    Es musizieren Esther Hoppe, Geige; Jürg Dähler, Bratsche und Thomas Grossenbacher, Cello. Das Streichtrio Nr. 2 von Ludwig van Beethoven beginnt fröhlich, auch etwas verträumt. Dur-Klänge fesseln gleich. Die Musik ist lebhaft, ja wild. Und schon kommt ein Wechsel zu sanften Klängen. Abwechslungsreich ist diese Komposition, schnell, leichtfüssig. Quirlig hüpft der Bogen auf den Saiten der Bratsche. Dazu werden dem Cello bauchig tiefe Töne entlockt. Diese beherrschen kurz das Geschehen. Doch die Geige bringt mit ihrem Gesang Glanz und Leuchten. Da möchte die Bratsche kurz ausscheren und bringt auf diese Weise Witz in den Musikfluss. Geheimnisvoll sind die ersten Takte des zweiten Satzes. Cello und Geige bringen mit den gezupften Saiten einen magischen Klang. Die Geige gleicht dem Morgengesang der Amsel. Spannend sind die kurzen Pausen und die Unisono-Stellen. Plötzlich kommen sie versetzt daher, einer kleinen Fuge gleich. Tänzerisch beginnt der dritte Satz. Der Cellist kann dabei seinen Schalk nicht verbergen. Die Musik gleicht dem Zirpen der Grillen im Gras. Alle Möglichkeiten von Gestaltung und Phrasierung werden ausgekostet. Da sind  Zusammenspiel und Virtuosität vom Feinsten. Zu Beginn des nächsten Satzes braut sich ein Gewitter zusammen. Wolkenfetzten fliegen, angetrieben vom Cello. Aufwind bringt die Bratsche und die Geige lässt das erste helle Zucken am Himmel erahnen. Doch nach ein paar Takten beruhigt sich die Musik. Alle drei Instrumente erzählen vom Flirren des Sonnenlichts über einem Ährenfeld.

    Mucksmäuschenstill wartet das Publikum auf das Intermezzo für ein Streichtrio von Zoltan Kodaly. Die Geige singt ihre Weise auf dem Pizzicato-Boden der tieferen Streicher. Diese Musik berührt mit ihrer Wärme das Herz. Elemente der Ungarischen Volksmusik brechen durch. Spielt da die Bratsche Zigeunermusik? Wunderschön zupfen die beiden andern dazu die Saiten. Unerwartet führt das Cello immer weiter in die ungarische Ebene. Der Sommer glüht. Da fliegen die Pferde über den ausgetrockneten Boden der Puszta. Das Flattern der Mähnen bringt wenig Kühlung. Und in rasantem Tempo galoppieren die Musiker mit. Betörend ist das unerwartete Schlusspiano.

    Verspielt ist der Anfang des Streichertriosatzes in B-Dur von Franz Schubert. Hell ist diese Musik, zwischendurch überraschend erdig im Cello. Tolle Pianos gehen unter die Haut. Bedeutende Momente kündigen die Musiker in ihrem Spiel mit den Augenbrauen an. Klar kristallisiert sich die Melodie der Geige heraus. In dieser Musik ruht das Mondlicht einer Sommernacht. Gewagt sind zwischendurch die Disharmonien. Doch sie sind so zauberhaft gespielt, dass auch Reibungen schön sind. Wie der Hauch einer kühlen Brise ist die Geige. Kaum hörbar sind ihre Töne. Und die tiefen Streicher lassen ihr diesen stillen Raum. Einfach grossartig. Diese Komposition ist unvollendet. Trotzdem ist sie eine musikalische Perle.

    Fanfarenhaft ist der Auftakt der Serenade von Ernst von Dohnanyi. Da gibt es ungewohnte Gewichtsverschiebungen. Stetiger Wechsel ist eine treibende Kraft in diesem Werk der Spätromantik. Die Instrumente zeigen alles, was in ihnen steckt. Welcher Reichtum an Ausdruck! Jeder Moment ist voll Intensität. Überzeugend ist der Walking Bass.  Wie eine satte grüne Wiese sind Cello und Bratsche. Kecke Farbtupfer bringen alle drei Instrumente, sei es mit einem plötzlichen Pizzicato oder einem neuen Motiv. Doch da hat auf einmal die Bratsche das Sagen. Berührend schön spielt sie legato. Sie lädt zum Verweilen, Lauschen und Staunen ein. Dazu stampft das Cello und die Geige lacht. Kurzweilig ist diese Komposition. Zischen, Trotzen, Aufbegehren stehen im Gegensatz zu kurzen, zarten Melodien. Ausgeprägte rhythmische Akzente setzt das Cello. Mit Genuss wummert es in seinen tiefsten Lagen. Das Tempo wird beschleunigt. Muss da die Ernte vor dem aufziehenden Sturm noch eingebracht werden? Plötzlich kehrt Ruhe ein. Es ist Sommer, Zeit zum Tanzen, sich Wiegen und Drehen. Kurze Pause, Verzögerung, – dann wie ein Donnerschlag ein fulminanter  Schlussakkord.

    Das Publikum war begeistert. Herzlich war der Applaus. Diese Musik, das ausserordentliche Talent dieses Streichtrios und dessen Spielfreude sind ein Sommernachtstraum. Unglaublich schön! Das hat Weltklasseformat.

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