• Mit Energie und Leidenschaft

    Posted on November 7, 2016 by in Allgemein, Presse

    Pressetext Wohler Anzeiger, Freitag, 16.9.2016
    von Klara Bosshart-Schwaller, Haldengutweg 11, 5610 Wohlen

    Mit Energie und Leidenschaft

    Konzertfonds lud zu Auftritt des „Trio 77“

    Drei einheimische Musikerinnen haben sich zum Trio 77 zusammengeschlossen und erfreuten mit lebhafter und auch meditativer Musik das Publikum im Rondell der Kantonsschule. Ihr Start ist geglĂŒckt.

    Mozarts Musik macht den Anfang. Seine Musik ist schlichtweg bezaubernd schön. Die Pianistin Judith Flury beginnt das Klaviertrio KV 502. Schon die ersten Takte verzaubern den Raum. Schnell gesellt sich die Violine dazu, gespielt von Christina Gallati. Fröhlich und leicht ist der Musikfluss. Die Cellistin Sabina Diergarten-Lemann verfĂŒhrt die Violine zu einem LiebesgeflĂŒster. Reizvoll ist auch das Zusammenspiel von quirligen Motiven im Klavier und lang getragen Tönen im Cello. Bei dieser Musik öffnet sich ein Tor in einen wunderschönen Saal. Melodien in Dur huschen leichtfĂŒssig in den nĂ€chsten noch grösseren Raum. Doch hin und wieder entwischt ein Moll Motiv durch eine TĂŒrspalte nach draussen. In diesen RĂ€umen kann jeder zu einem wunderschönen Larghetto trĂ€umen. Das Klavier legt einen grossartigen Mosaikboden hin. Die Violine pinselt mit ihrer frischen Art  Malereien an WĂ€nde und Decken und verziert zusĂ€tzlich mit Stuckaturen. Hohe Bogenfenster baut das Cello ein. Licht durchflutet den Raum und die Musik. Luft und Leichtigkeit durchströmen das Ganze. Töne schweben ins Weite. Temperamentvoll beginnt das Allegretto. Mozart hat viel mehr als Lieblichkeit und Zauber. Bemerkenswert sind die Wechsel von Soli zu Tutti. Und alles greift wunderbar ineinander ĂŒber. Dem Klavier gelingen subtile Verlangsamungen, daneben erfrischen die schnellen Tonfolgen der Streicher. Der Schwung kommt oft aus den leisen Tönen, die sich zu einem grossartigen Fortissimo steigern. Violine und Cello schmeicheln sich jedoch vor allem mit langen, ruhigen Tönen in die Herzen des Publikums ein. Mozarts Musik öffnet TĂŒr und Tor in alle RĂ€ume.

    Die Musik des Schweizer Komponisten Paul Juon ist spannend. Seine Trio – Miniaturen komponierte er anfangs 20. Jahrhundert. Schon die ersten Takte im Klavier bringen eine andere Klangfarbe, in Pastelltönen, innig und vertrĂ€umt. Dumpf, doch sehr bestimmt mischt sich das Cello ein. Hell und leicht sind dazu die KlĂ€nge der Violine. Jedes Instrument spielt etwas Eigenwilliges und doch harmoniert alles in einem grossartigen Zusammenspiel. Reibungen  bringen einerseits Spannung und andererseits ĂŒberraschend viel Leichtigkeit in den Musikfluss. In einer Humoreske loten die Streicher viele Möglichkeiten der Instrumente aus. Das Cello startet mit einem Pizzicato, dann spielt es wie ein Perkussionsinstrument, taktangebend. Dazu spickt das Klavier die Musik mit lausbubenhaften Tonfolgen. Wunderbar steigert sich die Musik in einer Elegie von Piano zu Forte. Es tönt wie GlockenschlĂ€ge, laut und feierlich. Das ZurĂŒckfallen des Fortes ins Piano gleicht einem Sterben in Moll Motiven. Doch nun darf getanzt werden. Das Klavier zaubert mit seinen Tasten bunte Girlanden und gibt den Tanzenden den Takt an. Im rasanten Tempo sind jedoch immer wieder Ruhepunkte, um Luft zu holen. Überraschend ist der Schluss, kurz und lebhaft.

    Robert Schumanns Musik ist voll Energie und Leidenschaft. Klavier und Violine beginnen ein Klaviertrio. Äusserst lebhaft tanzen dann die Finger der Cellistin ĂŒber die Saiten, lassen mit der anderen Hand den Bogen ĂŒber die Saiten streichen, hĂŒpfen und springen. Akzente im Klavier und bei den Streichern bringen die Energie zum Kochen, schwappen hin und her, mal im Forte, mal im Piano. Die Stimmung ist dramatisch. Verlangsamungen und Pausen steigern die Spannung. Dazu ist ein Solomotiv der Geige beeindruckend schön. Ihr gefĂ€llt es, auf den Tönen zu verweilen, kurz zu schwelgen. Doch das Cello treibt zur Eile an, möchte auch mal  ausbrechen und kostet dabei seine tiefen Töne voll aus. Grossartig, wie das Klavier die Musik zusammenhĂ€lt. Unerwartet beginnt ein Satz mit Ruhe und sanften StreicherklĂ€ngen. Da beginnt die Geige zu singen. Es ist eine Melodie, die nochmals zum TrĂ€umen verfĂŒhrt. Wunderschön, wie das Cello mit seinen bauchigen Tönen zum Schlummern einlĂ€dt. Doch das Klavier lĂ€sst niemanden entwischen, hĂ€lt punktgenau den Takt. Schnelle Noten feuern den Schlusssatz an. Schnell, aber leise zĂŒngeln die Töne wie kleine Flammen durch den Raum. Wie Blitze sind die vielen, kurzen Steigerungen von Piano zu Forte. Darin liegt Kraft. Dabei scheint das Cello in Lauerstellung zu sein, um rechtzeitig einen neuen Funken zu versprĂŒhen. Ein tolles Crescendo fĂŒhrt zu einem Schluss, – scheinbar. Denn es ist TĂ€uschung. Es glimmt und glĂŒht weiter. In der Glut fackelt Unruhe, trotz leisen Tönen. Mit viel Dramatik wird anschliessend verfĂŒhrt und entfĂŒhrt und in einem fulminanten Aufbau zum Schlussakkord darf getanzt werden bis die Schuhsohlen glĂŒhen.

    Das Zusammenspiel der drei Musikerinnen ist wie aus einem Guss. Blickkontakt genĂŒgt fĂŒr die VerstĂ€ndigung. Ausdrucksvoll ist das gemeinsame Musizieren. Die Pianistin lĂ€sst zwischendurch etwas Verschmitztes aufblitzen. Die Geigerin ist voller Konzentration. Der ganze Körper macht die Musikbewegungen mit. Und bei der Cellistin ist immer wieder Staunen in den Augen.

    Das Publikum ist  begeistert. Die Spielfreude und das Talent der drei KĂŒnstlerinnen sind Â ĂŒberzeugend. Eine zusĂ€tzliche Nocturne von Ernst Bloch fĂŒhrt alle mit schmeichelhaften Tönen in einen wunderschönen Sommerabend. Doch einige hĂ€tten gerne noch lĂ€nger zugehört.

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