• Kammertonquartett (Vokalquartett)

    Posted on September 13, 2015 by in Allgemein

    Wohler Anzeiger, Freitag, 11. September 2015

    Bericht von Klara Bosshart-Schwaller, Haldengutweg 11, Wohlen

    Kammertonquartett (Vokalquartett)
    Elisabeth Germann, Sopran
    Susanne Wiesner, Mezzosopran
    Valentin Johannes Gloor, Tenor
    Stefan Vock, Bass

    Konzert vom 6. September 2015, 17.00 Uhr, Rondell Kantonsschule Wohlen

    „Si hei der WilhĂ€lm TĂ€ll ufgfĂŒehrt
“ Nein. Es war viel mehr. Das Kammertonquartett ĂŒberraschte das Publikum im Rondell der Kantonsschule mit einer bunten Palette von Mani Matter-Liedern und Volksliedern. Der Konzertfonds hat eingeladen.

    Überraschend geheimnisvoll und doch witzig beginnen die vier Vokalsolisten das Lied von Mani Matter „Dr Eskimo“. Es singen Elisabeth Germann, Sopran, Susanne Wiesner, Mezzosopran, Valentin Johannes Gloor, Tenor und Stefan Vock, Bass. Sofort ist der Kontakt mit dem Publikum da, auch mit den Augen. Die Mani Matter-Lieder wurden von verschiedenen Musikern neu arrangiert. Herr Gloor fĂŒhrt mit ErlĂ€uterungen durchs Programm. Das erste Lied wird fast instrumental  vorgetragen. Dabei wechseln sich kurze Solo-Einlagen, stets begleitet von den andern, die das Ganze mit Summen oder einem leisen Gesang untermalen. Beim ersten Volkslied „De Heimetvogel“ wird es den Zuhörerinnen und Zuhörern warm ums Herz. Die Intonation ist lupenrein. Schwerpunkte und Entlastungen wechseln ab. Heimweh, auch Erinnerungen werden geweckt. Ein Volkslied aus dem Kanton Uri wird wie ein TĂ€nzchen vorgetragen. Verlangsamung und Beschleunigungen gelingen vortrefflich. Schalk schleicht sich verschmitzt ein, wie ein scheuer Ton eines Verliebten aus dem dicken Bauch einer Bassgeige. Beim Tanzlied aus der Westschweiz wird auf Teufel komm raus weitergetanzt, bis die Schuhe durchgetanzt sind. Wunderschön ist der leise Schlussakkord. Auch im Lied aus dem Tessin drehen sich Burschen und MĂ€dchen zu Tanzrhythmen, kurz aber intensiv. Fröhlich sind die Durmotive. Nur selten mischt sich Moll ein. Das nĂ€chste Mani Matter-Lied „Ds ZĂŒndhölzli“ beginnt heiter. Doch der Text wird immer ernster. Da bleibt das Lachen im Hals stecken. Ein Hörgenuss ist das Lied „Du fragsch mi wer i bi.“ Im Raum ist es mucksmĂ€uschenstill. Alle lauschen dem Liebeslied aus dem Berner Oberland. Ein tolles Legato ĂŒberzeugt. Der Text bringt viele Fragen. Der wunderschöne Gesang gibt auch ohne Worte die Antworten. Das Lied „S isch mer alles eis Ding“ ist wie ein Traum. Völlig rund kommt es daher, voll Übermut,  Freude und Strahlen in den Augen. Die Rhythmen haben auch etwas Trotziges. Schwungvoll, kurzweilig wird gesungen. Bestechend schön ist, wie die LautstĂ€rke wohl dosiert aufeinander abgestimmt ist. EindrĂŒcklich ist das Arrangement beim Lied „Vo dene, wo’s guet geit“. Da ist ein Wechsel von Solostimme und Sprechgesang. Da sind FlĂŒstern und zwischendurch rhythmische Akzente wie bei einem Rap. Ungeahntes bringt der Schluss. Die MĂŒnder bleiben offen. Mani Matter ein Philosoph?

    Das Mani Matter-Lied „Dr Alpeflug“ bringt mit einem Ostinato in der Bassstimme etwas Bedrohliches. Das fehlende, klare Kommunizieren bringt die Katastrophe. Am Schluss bleiben nur stumme Lippenbewegungen, sehr ausdrucksstark. Das Lied „Im AargĂ€u sind zweu Liebi“ darf an diesem Abend nicht fehlen. Verspielt ist ein Schlenkerli im Sopran. Viele im Publikum singen innerlich mit in diesem Wechsel von Keck zu Traurig. Da wird deutlich wie viel  RealitĂ€t in diesem Volkslied steckt.  Auch das Guggisberger Lied erzĂ€hlt von Liebe und Sehnsucht. Dabei geht das zarte Piano unter die Haut. Und wieder folgen Lieder von Mani Matter. Bei „Dr Noah“ scheint die RealitĂ€t surreal. Das anfĂ€nglich bunte Treiben bei Noahs Schiffsbau erstickt plötzlich, gefriert auf den Lippen. Und bei „Di Strass won i drann wone“,  fĂŒhrt der Text in eine Sackgasse, auf den Friedhof. Die Stimmung bringen die vier SĂ€nger herĂŒber. Das GefĂŒhl von behaglichem Wohnen wechselt ins Leere. Da bringt das Lied „BoxmĂ€tsch“ Abwechslung. Es geht gleich zur Sache. Hin und her fliegen die FĂ€uste, das Abwarten, Lauern, um den Gegner Trippeln. Da wird ausgeteilt, eingesteckt, ausgezĂ€hlt, gewonnen und verloren. K.O. oder Jubel! Der Rhythmus unterstreicht den Kampf. Und schon geht‘s zu den schönen Augen in der Sahara, dem Anfang eines Dramas. Es gelingt, arabische Stimmung in den Gesang zu bringen. Nur die 220 Kamele können auch die vier KĂŒnstler nicht herzaubern. Im Lied „Lueget vo BĂ€rgen und Tal“ kommt die gute Akustik des Raumes so richtig zum Tragen. Sie wird auch genossen. Grossartig wie die Endsilben entlastet werden. Die anfĂ€ngliche Fröhlichkeit wandelt sich subtil zu Fernweh. Das berĂŒhrt. Das Lied, so beseelt gesungen, gleicht einem Gebet. Der Anfang des Liedes „Si hei der WilhĂ€lm TĂ€ll ufgfĂŒehrt“ beginnt mit einem kurzen Sketch. Die Mimik macht deutlich, worum es geht. Die Freiheit gewinnen könnte so einfach sein, wenn


    Das Publikum ist begeistert. Die Zugabe ist wie ein Jodel mit Zupf-Imitation.  Fröhlich, neckisch ist der Gesang. Freude ĂŒbersprudelt. Was haben Mani Matter-Lieder und Schweizer Volkslieder gemeinsam?- Sie leben weiter.

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