Wohler Anzeiger, 17. Juni 2014
von Klara Bosshart-Schwaller, Wohlen
Konzert vom 12. Juni, 20.00 Uhr, Rondell Kantonsschule Wohlen
Din&Tonics: Vocals and Performance
A-Capella-Ensemble der Harvard University, USA
bos. „Din & Tonics“ , nicht „Gin &Tonics“, aber hochprozentig auf jeden Fall. Nein, es war viel mehr. Das A-cappella-Ensemble der Harvard University, USA, überzeugte hundertprozentig mit Vocals and Performance. Es war Genuss vom Feinsten.
Viele Besucher, darunter zahlreiche junge Leute, folgten der Einladung des Konzertfonds Wohlen ins Rondell der Kantonsschule. Es überraschte nicht. Denn am letzten Donnerstagabend war Wohlen inmitten der grossen Musikwelt. Anfangs Juni reisten die zehn Studenten von den USA nach Europa. Sie gaben Konzerte in London, Kopenhagen und nun in Wohlen. Es folgen unter anderem Strassburg, Paris und Tokio.
Das Ganze ist eine raffinierte Verschmelzung von Gesang, Bewegung und limettengrünen Accessoires. Schon der Anfang ist überraschend. Mit viel Aufsehen erstürmen die Jugendlichen die Bühne, zeigen mit dem ersten Song ihr Können und fesseln sofort das Publikum. Herzerfrischend, ja auch mal ganz kühn, untermalen die Sänger mit tänzerischen Einlagen, Mimik und Gestik ihre Songs. Diese erfolgen nach Ansage. Jeder Sänger ist auch mal Solist. Dabei dominieren jugendliche Frische, Spontaneität und Spass am Singen. Schön intoniert ist der Hintergrundgesang, dazu kommen jeweils Sologesänge. Musikalität und Schalk triumphieren. Der Song „Puttin‘ on the Ritz“ soll nicht nur an Russland und dessen Präsidenten, sondern vor allem an die 50er Jahre erinnern. Und dies gelingt vorzüglich. Swing und Rock schwingen mit. Beim Song „Giorgia“ strahlen Herz und Seele. Hinter Heimweh ist auch Stolz versteckt, der in diesem fast intimen Gesang durchsickert. Zwischendurch stellt sich jeder kurz vor, locker, charmant und witzig. Die Sänger studieren Physik, Psychologie, Ökonomie, Literatur oder Chemie. Musik ist ihr Hobby. Und dies auf einem sehr hohen Niveau. Dann werden mit den weissen Hemden und den schwarzen Fracks die Tasten eines Pianos dargestellt, das eben nicht auf der Bühne ist. Lacher bleiben nicht aus. Im Kontrast dazu folgt ein fast melancholischer Song. Und sogleich sprudelt ein spannender Rhythmus, vermischt sich mit lieblichem Gesang. „I’ve got my fingers crossed“ bringt nicht nur Glück, sondern viel Lebensfreude. Das Thema wird variiert, geistreich und in einem rasanten Tempo. Der Song „Body and Soul“ zieht neue Register. Sehr melodiös zeichnet er sich ab vor einem ruhigen Hintergrundgesang, grossartig passend zum eher traurigen Text. Beim folgenden Song aus Brasilien dürfen Musik und Gefühle kurz an die WM gehen. Rund ist der Ball, rund die Musik. Einfach herrlich! Und die Studenten gehen hundertprozentig als Sieger vom Platz. Wieder folgt eine wortlose Sketcheinlage. Das Kofferrollband auf dem Flughafen in London ist das Thema. Locker ist sie ins Programm eingebaut. Doch im Hintergrund ist alles haargenau abgestimmt. „Stranger in Paradise“ geht unter die Haut und zu Herzen. Bestechend dynamisch ist der Gesang und die Piani bringen einerseits Spannung und andererseits Ruhe. Der Song „Round Midnight“ weckt nicht aus dem Schlaf, sondern entführt subtil ins Reich der Träume. Fast geheimnisvoll ist die Vokal-Begleitung und die Disharmonien sind wunderschön. Unwillkürlich kommen Erinnerungen an die „Comedian Harmonists“ auf. Hinter dem packenden Song sind Gedanken und Gefühle, welche nicht an der Oberfläche bleiben. „The last song“ sollte nach Ansage des Sängers traurig sein und von Abschied und Trennungsschmerz erzählen. Doch er ist gespickt mit Glücksgefühl, Spielfreude, Tanz und nochmals Humor.
Das Publikum war total begeistert. So dürfen Zugaben nicht fehlen. Nochmals übersprudeln Charme, Witz und grossartig gesungene Songs. Der sogenannte „Song of Family“ liess alle teilhaben an einem unvergesslichen musikalischen Erlebnis. Diese jugendliche Freude war ansteckend. Dieser Leckerbissen für Aug, Ohr und Herz ging viel zu schnell vorbei. Und einige dachten vielleicht heimlich: „Nächstes Jahr in New York“.
Klara Bosshart