Wohler Anzeiger, 15.3.2022 von Klara Bosshart
Die Kinder freuten sich riesig. Und nicht nur sie. Denn der Konzertfonds hat in Zusammenarbeit mit dem Sternensaal zum Kinderprogramm eingeladen. Die Erzählerin Jolanda Steiner führt Gross und Klein durch die wunderbare Märchenwelt vom „Traumfrässerli“.Untermalt wird die Geschichte von einem Ensemble des Zürcher Kammerorchesters.
Die Geschichte mit dazu passenden Liedern und Musik wird dem Publikum wie eine Zauberkugel präsentiert. Da wird es mucksmäuschenstill. Die Musik beginnt wie ein starker Pinselstrich, lüpfig, hüpfend, ja tänzerisch. Es spielen Kio Seiler und Anna Tchinaeva, Geige, Pierre Tissonnier, Bratsche, Silvia Rohner-Geiser, Cello und Silvan Hürlimann, Schlagzeug. Das Publikum wird in ein kleines Königreich entführt, zu einem kleinen Schloss mit einem kleinen Schrank voll kleiner Mäuse. Die ausdauerndsten Langschläfer sind König und Königin in diesem Reich. Da wird die Musik langsam und verträumt. Gleich zu Beginn fesselt Jolanda Steiner mit ihrer Art zu erzählen, lebhaft, mit Pausen gespickt. Prinzessin Schlafwittchen schläft tief und fest in ihrem Himmelbett. Draussen im Park singen Vögel und schon beginnen die Streicher das Pfeifen und Zwitschern der Vögel nachzuahmen. Die Kinder dürfen raten. Amsel, Kuckuck, Nachtigall. Doch unerwartet will Schlafwittchen nicht mehr ins Bett, will nicht mehr schlafen. Es wird immer bleicher und dünner. Die Musik dazu wird traurig, langsam. Und die Leute im Königreich beginnen zu reklamieren, denn Schlafen ist in diesem Reich das Wichtigste. Das Aufbegehren zeigen auch die Musiker. Trotzig spielt die Bratsche, fast wütend das Cello. Es entwickelt sich ein Streit um die Königskrone. In diesem Durcheinander überrascht der Fugencharakter in der Musik nicht. Die Königin versucht mit Geschichtenerzählen die Prinzessin ins Bett zu bringen. Vielleicht hilft das Lied „Ich ghöre es Glöggli“. Alle dürfen mitsingen. Da merkt die Königin, dass ihre Tochter Angst vor bösen Träumen hat. Jede Nacht wird sie damit heimgesucht. Gespenstisch wird die Musik. In den Melodien sind böse Dämonen und gruselige Fratzen versteckt. Doch der König weiss, dass gegen böse Träume etwas helfen muss. Zuerst werden alle Ratsherren des Reiches angefragt, dann alle Leute im Königreich und in den Nachbarsländern und natürlich die Kinder. Die Musik wird unheimlich. Krimi-Musik mischt sich ein. Niemand weiss richtigen Rat. Da macht sich der König als Wandersmann auf in die weite Welt. Ein lebhaftes Lied erzählt von der Wanderschaft. Fröhlich ist die Stimmung. Wohin geht der Weg? Das Lied „Lueget vo Bärg und Tal“ gibt einen Hinweis. Der König ist in der Schweiz, in den Alpen, ja sogar in Wohlen. Mit Bahn und Auto geht es weiter. Die Musik erzählt von neuen Ländern, von Afrika und China. Wunderschön und passend ist die Musik. Da reisen alle gerne mit. Nun geht es mit einem Schiff übers Meer bis ans Ende der Welt. Da findet der König eine kleine Insel. In einer unwirtlichen Landschaft entdeckt er ein kleines, blaues Wesen. Es sieht aus als würde es mit dem Mondlicht tanzen. Mit seinem Lied vom Traumfrässerli stellt es sich vor. Es hat ein Hornmesser, eine Glasgabel und ein Schnappmäulchen und einen Riesenhunger. Doch es verschmäht alles, was ihm der König aus dem Rucksack geben will, sogar Schokolade. Traurig erzählt der König von seiner Tochter. Und jetzt ist er am richtigen Ort, denn das Traumfrässerli hat Appetit auf böse Träume. Für die Prinzessin wird ein Brief geschrieben, dazu auch noch ein Spruch für die Reise. Zusammen gehen die beiden zurück ins Schloss. Da gehen Hoffnung und tausend Erwartungen durch die Musik. Abwechslungsreich und spannend ist die Rückkehr. Die grossen Augen der Erzählerin steigern die Spannung. Und sie flüstert beim Erwähnen der bösen Träume. Es ist so still, dass man das Fallen einer Stecknadel hören könnte. Die Prinzessin sagt den Zauberspruch auf und das Traumfrässerli erscheint. Ein gutes Ende naht, erzählen die Musiker mit ihrer fröhlichen Musik. Schnell ist der Rhythmus. Das Schlafwittchen geht wieder gern ins Bett, denn das Traumfrässerli verschlingt alle seine bösen Träume, seine bösen Geister und Dämonen. Die Musiker untermalen das Glück der Prinzessin. Einfach herrlich, wie sie diese ausgelassene Stimmung gestalten. Feierlich wird die Musik. Sie gleicht einer markanten Tuschzeichnung, aber nicht in Schwarz und Weiss, sondern schillernd und glänzend in allen Farben.
Zum Schluss wird die Sternenkiste geöffnet. Jedes Kind darf ein Blatt mit dem Traumfrässerli-Spruch mitnehmen. Und einen Stern, der am liebsten Sonnenlicht isst. Alles ist gegen böse Träume, bei den Kleinen und den Grossen. Der Zauber hilft sicher.