• Souvenirs d’Italie

    Posted on Januar 18, 2017 by in Allgemein, Presse

    Wohler Anzeiger, 17.1.2017
    Klara Bosshart, Wohlen

    Konzert vom Samstag, 14. Januar 2017, 20.00 Uhr
    Aula Kantonsschule Wohlen

    Maurice Steger, Blockflöte & Leitung
    Xenia Löffler, Barockoboe & Blockflöte
    Nadja Zwiener, Barockvioline
    Marco Postinghel, Barockfagott
    Naoki Kitaya, Cembalo

    Musikalische Reise durch Italien
    Auftritt von Maurice Steger und seinem Ensemble zum Jubiläum des Konzertfonds.
    Wenn kurz vor Konzertbeginn zusätzlich Stühle in der Aula der Kantonsschule bereitgestellt werden, weckt das schon Erwartungen. Es überrascht nicht. Das Jubiläumskonzert des Konzertfonds ist etwas Besonderes. Maurice Steger mit seinem Ensemble gibt diesem Anlass den besonderen Glanz.

    Das Programm des Abends heisst „Souvenirs d’Italie“. Graf von Harrach, Diplomat aus Österreich, hat als Musikliebhaber auf einer Italienreise Werke gesammelt, die ihm besonders gefielen und diese als Souvenirs mitgenommen. Es ist Musik aus der Renaissance und dem Barock. Wehmütig, ja verträumt beginnt  ein Stück von F. Turini. Das Cembalo mit Naoki Kitaya, die Barockvioline mit Nadja Zwiener und das Barockfagott mit Marco Postinghel entführen das Publikum gleich nach Italien. Heitere Klänge bringt Maurice Steger mit seiner Blockflöte. Vertraut sind die Harmonien. Renaissance pur! Das Ensemble gleicht einem einzigen Körper. Da ist gleichzeitiges Atmen. Lüpfig und lebhaft wird die Musik. Geige und Flöte spielen einen Wettstreit und finden sich in einem versöhnlichen Schlussakkord. Eine zweite Blockflöte, gespielt von Xenia Löffler,  kommt dazu. Grossartig ist die Virtuosität der beiden Blockflöten. Sehr agil ist ihr Zusammenspiel. Wattig mischt das Fagott mit und treibt zur Eile an. Da ergeben sich wunderschöne Taktwechsel. Diskret spielt das Cembalo im Hintergrund und gibt unmerklich den inneren Puls. Diese Musik macht Riesenspass.

    Schalk und Freude
    Die Cantate von G.A. Hasse führt in den Barock. Es ist Musik für Cembalo und Flöte. Der ganze Körper von Maurice Steger geht mit, gelenkig, tänzerisch, unglaublich beweglich. Der Flötist lässt sein kleines Instrument singen und jubilieren. In seiner Mimik liegen neben Ernsthaftigkeit auch Verschmitztheit, Schalk  und eine unfassbare Freude über die herrlichen Melodien, die er der Altblockflöte entlockt. In langen Pianotönen ruht er kurz aus, nie in Spannung und Ausdruck nachlassend. Die grosse Spannung zeigt sich auch in den Augen. Erstaunlich ist die Dynamik der Blockflöte. Grazil tanzen Musiker und Töne und nehmen dem Publikum schier den Atem. Es ist mucksmäuschenstill. Bei dieser atemberaubenden Virtuosität bleibt nur grosses Staunen. In der folgenden Quadro von Hasse kommt die Barockoboe, ebenfalls gespielt von Xenia Löffler, dazu. Die Stimmung wechselt, erinnert an Hirtenmusik. Führt da ein Hirte seine Schafherde über die kargen Weiden der Abruzzen? Und schon wird die Musik tänzerisch. Lädt der Hirt sein Mädchen zu einem Tänzchen ein? Doch die Geige zeigt mit ihrer Melodie, dass es nur zögerlich folgt. Da lässt die Musik ein zartes Liebesgeflüster erklingen, innig und beseelt. Eine enorme Intensität im Piano berührt. Doch da wird auch keck gelacht. So zeigt es das Fagott, welches mit ganz kurzen Tonfolgen schnattert.

    Schwieriger Balanceakt
    Erfrischend charmant beginnen Fagott, Oboe, Geige und Cembalo ein „Concerto“ von A. Montanari. Doch schon nach wenigen Takten gibt die Blockflöte mit ihrem virtuosen Spiel den Ton an. Das Spiel gleicht einem Balanceakt auf einem hohen Seil und erfordert höchste Konzentration. Herrlich wie sich die Oboe durch das Feuer der kleinen Flöte anstecken lässt. Das erinnert an einen Jungen, der in Neapels Gassen Lausbubenstreiche ausheckt und die anderen Kinder durch Strassen und Hinterhöfe jagt. Toll macht er das! Das Fagott lacht heimlich dazu.

    Nach der Pause ertönt unverkennbar Musik von G. Ph. Telemann. Cembalo und Fagott setzen rhythmische Akzente in die fliessende Musik von Geige, Oboe und Flöte. Teils ist die Musik ruhig und langsam wie ein träger Fluss, teils quirlig wie ein Bergbach. Schön gesetzt sind ganz kurze Pausen. Der Solopart der Geige bezirzt sofort das Publikum. Grossartig wie diese Geige singt und jubelt. Gekonnt kann sie hohe und tiefe Töne, laute und leise, in schnellem Wechsel voll auskosten. Nuancenreich ist ihr Spiel, rasant ihr Tempo. Und die Körpersprache verrät Freude am Spielen. Es folgt ein Abstecher in die Opernwelt. „A favorite Song“ bringt lyrisches Flair. Grossartig wie die Oboe ihre Töne entlasten kann. Spannend!  Mit Flöte, Geige und Fagott dazu wird es farbig. In einem Largo hat es Platz für Ruhepunkte neben vorwärtstreibender Lebhaftigkeit. Die ruhige Linienführung wird voll ausgekostet, wunderschön gezeichnet und untermalt vom Cembalo. Den Leuten gefällt’s.

    Da passte alles zusammen
    Nun ist eine meisterhafte Komposition von A. Vivaldi an der Reihe. Das Cembalo und die Blasinstrumente beginnen. Schnell kommt die Geige dazu und bringt einen neuen Farbton in den Klangkörper. Die Geige wird ohne Vibrato gespielt. Das passt sich einfach wunderschön in den gesamten Klangkörper ein. Wunderschön ist die Begleitung des Fagotts mit seinen tiefen Tupfern. Es bestimmt auch den Takt, das Herunterbremsen und Weiterfahren. Das Largo hat etwas Betörendes. Da plaudern lange Töne bei der Oboe mit kurzen beim Fagott. Das geht unter die Haut. Die Oboe geizt auch nicht mit geheimnisvollen Einfällen. Dazu bringen Geige und Flöte Schwung und daneben bestechend zarte Piani. Da wagt sich noch ein Fischer mit seinem Boot aufs Meer und wirft die Netze aus. Das Cembalo registriert das leiseste Zucken der Angelrute. Die Flöte singt von einem erfolgreichen Fang. Herrlich tänzerisch ist die Musik. Der Fischer freut sich. Ein leises Stampfen ist im Hintergrund. Die wohlbekannten Oktav-Sprünge von Vivaldi bleiben nicht aus. Und hin und wieder gleicht die Musik einem aufgeregten Schwarm wilder Bienen.

    Nach dem Konzert will der Applaus nicht enden.
    Am Schluss bleiben Freude und Strahlen bei den fünf Musikern und grosse Begeisterung beim Publikum. Der Applaus will nicht enden. Als Zugabe kommt ein „Gute-Nacht-Lied“ von Vivaldi. Nochmals singt jedes Instrument auf seine Weise und gleichzeitig in einem grossartigen Zusammenspiel. Standing Ovation! Da stehen Musiker mit Weltklasse auf der Bühne.

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