• Posted on Mai 28, 2018 by in Allgemein, Presse

    Wohler Anzeiger, 15. Mai 2018
    Konzertbericht von Klara Bosshart, Wohlen
    Konzert vom Samstag, 12. Mai 2018, 20.00 Uhr, Rondell Kantonsschule Wohlen
    BELENUS STREICHQUARTETT UND CLAUDIUS HERRMANN
    Seraina Pfenninger
    Anne Battegay
    Esther Fritzsche
    Jonas Vischi

    Am vergangenen Samstag hat der Konzertfonds ins Rondell der Kanti eingeladen. Es spielte das Belenus Streichquartett, verstÀrkt durch einen Cellisten. Werke von Haydn und Schubert standen auf dem Programm. Es wurde auf höchstem Niveau musiziert.

    Den Anfang macht das Streichquartett in G-Dur von Joseph Haydn. Es spielen Seraina Pfenninger und Anne Battegay, Geigen, Esther Fritzsche Bratsche und Jonas Vischi, Cello. Schon die ersten Takte des Allegro sind fröhlich, lĂŒpfig. Auffallend schön, wie das Cello die höheren Streicher dezent begleitet. Die hohen, fast davonfliegenden Töne erdet es gekonnt. Vor allem die beiden Geigen tanzen. Da dreht sich die Musik im Kreis, lĂ€dt MĂ€dchen und Burschen zum Tanze ein und verfĂŒhrt alle mit einem verspielten Motiv. Mit ihrem tieferen Timbre sorgt die Bratsche dafĂŒr, dass es nicht allzu wild wird. Hervorragend ist die Dynamik. Forti und Piani wechseln sich ab, gehen ineinander ĂŒber wie die Farben bei einem Aquarell. Überraschend zart beginnt das Adagio. Spannungsvoll sind die Pausen nach einem Akkord. Ein Gegenmotiv der Geige gleicht einer Girlande, flattert im Wind des Cellos. Und das Schlusspiano gleicht einem FrĂŒhlingshauch. Das Publikum lauscht gespannt, mucksmĂ€uschenstill. Gleich zu Beginn zeigt das Presto einen wilden Charakter. Virtuos spielen die Geigen. Die Bratsche hĂŒpft dazu mit ihren Tönen. Und der Cellist spielt dazu einen wunderschönen, eigenwilligen Part. Kurzweilig ist diese StĂŒck. Mal ist die Musik stampfend, dann sofort wieder leicht.  Die Wildheit steigert sich im letzten Presto. Die Instrumente werfen einander die Töne wie BĂ€lle zu, mit Lust und Freude. Zwischendurch wetteifern die beiden Geigen um die schönsten, lebhaftesten Motive. Grazil und dezent begleiten Bratsche und Cello, möchten mit ihrem Charme auch in vorderster Position stehen, was ihnen heimlich gelingt.

    Es folgt das Streichquintett in C-Dur von Franz Schubert. Bei diesem StĂŒck kommt Claudius Herrmann mit seinem Cello dazu. Diese Komposition ist ein Meisterwerk in der Musikgeschichte. Schon das Allegro ist ein wunderbarer Einstieg mit einem tollen Sog. Aus einem melancholischen Legato blitzt unerwartet eine Lebhaftigkeit sondergleichen auf. Da wird es fröhlich, ja neckisch. Bratsche und Cello zupfen ihre Töne, die wie bunte Glaskugeln in den Musikfluss kullern. Und aus einem Unisono fĂ€chert sich ein Akkord  zu einem zauberhaften Crescendo auf. AufmĂŒpfig und in der Tiefe grummelnd sind die beiden Celli, ein schöner Kontrast zu den melodiösen Geigen. Das ergibt eine enorme Spannung, lĂ€sst alle aufhorchen. Diese Musik lebt vom Wechsel von ruhigen, beseelten Piani zu wilden, fast stĂŒrmischen Forti.

    Der Beginn des Adagios ist himmlisch. Wie ein Sonnaufgang leuchtet es auf, fast still und erhaben. Da entschweben die Geigenmotive, dazu markiert das Pizzicato aus der Tiefe eines Cellos den rhythmischen Herzschlag. In dieser Musik ist eine grosse, magische Ruhe. Es ist mehr. Darin liegen Friede und Vollendung. Das Publikum ist berĂŒhrt, wagt kaum zu atmen. Dann kommt ein Szenenwechsel. Die Musik bĂ€umt sich in einem Forte auf. Da pustet ein Sturmwind die Ruhe weg. Doch eine Melodie in der ersten Geige fĂŒhrt bald wieder zur Stimmung am Anfang zurĂŒck. Und doch ist die AtmosphĂ€re etwas anders, bewegter. Im Cello pocht nicht mehr der dezente, gleichmĂ€ssige Herzschlag. Das Diminuendo am Schluss ist sensationell. Bis zur Stille geht das Piano fliessend zurĂŒck. Es zeigt sich wunderbar das ganz genaue Zusammenspiel der fĂŒnf Musiker. Glasklare, wunderbar musizierte Phrasen bezaubern. Wie von Geisterhand dirigiert gestalten alle zusammen die Musik und prĂ€sentieren diese Perle dem Publikum auf einem Silbertablett.

    Der Charakter des folgenden Scherzo Presto ist gleich anders, lebhaft, einem Gewitter gleich. Zuckende Blitze bei den hohen Streichern, Donnergrollen bei den Celli.   Wie Fanfaren Stösse kommen die Motive daher. Manchmal ĂŒberraschen etwas schrille Akkorde. Doch der Bratsche gelingt es mit ihrem getragenen Motiv, zu beruhigen. Schön wie sie singt, und daneben beginnen die Geigen zu jammern. Ein herrlicher Gegensatz! Ein beherzter Aufbruch fĂŒhrt zum Schluss. Dabei bringen die hohen Streicher mit ihrem Off-Beat rhythmische Abwechslung. Im Allegretto verstecken sich Schalk und Lebensfreude. KrĂ€ftig, fast rustikal kommt es daher. Es  lĂ€dt zum Tanzen ein. Virtuos jubilieren die Geigen,  wunderschön singt die Bratsche und murmelnd, doch bewundernd, geben die Celli den Takt dazu. Sehr beweglich ist die Begleitung der tiefen Streicher. Dazu können reine Terzen bei den hohen Streichern glĂ€nzen. In der Schlussphase schliesst sich der Kreis. Sie wird wild dramatisch wie der Anfang des Quintetts. Und doch ist etwas anders. Ruhe durchdringt auch das Forte im Schlussakkord.

    Nur wenige Zuhörerinnen und Zuhörer kamen. Und wer kam, war begeistert. Alle hörten mit Konzentration und Faszination dieser Musik zu. Es war eine musikalische Sternstunde.

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