Wohler Anzeiger vom 25. Oktober 2019
Klara Bosshart-Schwaller
Bläseroktette, Bläser Solisten Aargau
Wenn acht Blasinstrumente einen Raum in allen Klängen und Farben aufleuchten lassen, dann spielen die Bläsersolisten Aargau. Der Konzertfonds Wohlen hat sie in die reformierte Kirche eingeladen. „Serenade“ steht auf dem Programm.
Diesmal wird in der ursprünglichen Besetzung mit je zwei Oboen, Klarinetten, Hörnern und Fagotten musiziert. Eine grosse Spannung zwischen hohen und tiefen Tönen liegt schon in den ersten Takten der Serenade in Es-Dur von Franz Anton Hoffmeister, einem Zeitgenossen von Mozart. Doch schnell löst sich die Spannung auf und gleitet über in ein Musizieren voll Lieblichkeit und Leichtigkeit, die seinesgleichen sucht. Dieses Werk ist voll Abwechslung und Kurzweil. Übersprudelnde Vielfalt liegt in den Motiven. Zwischendurch sind sie fast ländlich. Sehr gelungen ist ein Fagott-Duett. Das Menuettino gleicht anfänglich Marschmusik. Doch der wunderbare Musikfluss hat nichts Starres, Festgefügtes. Sehr schön ist ein Duett zwischen Horn und Fagott. Einen enormen Drive legt ein Fagott-Solo hin. Eile ist angesagt. Herrlich wie die Hörner mit langen, weichen Tönen beruhigen. Und exakt zusammen gelingen die Wechsel der verschiedenen Tempi. Das Presto beginnt mit einem Zwiegespräch zwischen Klarinette und Fagott. Beeindruckend sind die flinken Klarinettenläufe. Die Klarinette lotet ihre tiefsten Töne aus und singt mit ganzer Seele. Und das Fagott erinnert an eine Rosenblüte im Herbst. Betörend und sehr intensiv ist ihr Duft und gleichzeitig geschmeidig und fast schwerelos wie die Träume vom vergangenen Sommer. Immer wieder überraschen die Solo-Einlagen der einzelnen Instrumente. Ganz klar werden sie mit bunten Farben gemalt und decken die andern doch nicht zu. Mit den vier verschiedenen Klangfarben wird jede Gelegenheit genutzt, um diese Musik zu gestalten. Und das gelingt grossartig.
In der folgenden Bläsersinfonie Nr. 3 in Es-Dur von Johann Christian Bach fehlen die beiden Oboen. Verspielt, ja fast schon frech sind die ersten Takte. Oft gleicht die Musik einem Rufen und Antworten. Luftig gestalten die solistischen Einsätze der verschiedenen Instrumente den Musikfluss. Da können Licht und Heiterkeit durchschimmern. Das Andante ist satt. Die Hörner schwelgen, die Fagotte mischen aufmerksam mit tiefen Tönen mit, während die Klarinetten ihre Melodien singen. Diese Musik riecht nach Rauch. Gekokeltes Holz liegt im Lagerfeuer. Wie Rauchschwaden liegen die Legati der Hörner da. Jetzt ein heller Widerschein in Dur, und dann ein kräftiger Wind im anschwellenden Forti und schon züngeln sie wieder, die Flammen. Die Klarinette bringt die Flammen zum Lodern und verbreitet Licht und Wärme. Und ein sanftes Motiv sorgt dafür, dass sich die Flammen immer wieder neu zu Helle und Fröhlichkeit entfachen. Rassig beginnt das Presto, lässt keine Zeit zum Verschnaufen. Und doch atmet diese Musik, lässt jedem Ton seinen Raum und seine Zeit. Auffallend ist der Wechsel von spannungsvollen Piani zu Forti mit ausladender Geste. Vor allem die schön schmetternden Hörner füllen die Forti. Herrlich wie die Obertöne mitklingen.
Wolfgang Amadeus Mozart bringt mit seiner „Nachtmusique“, einer Serenade in c-moll, einen wunderbaren Szenenwechsel. Nun spielen die beiden Oboen wieder mit. Neue Klangräume, neue Harmonien tun sich auf. Dumpf und ernst sind die ersten Klänge dieser Nachtmusik. Da steht eine Sitzbank in einem Park. Tropfen fallen von den alten Eichen. Nebelschwaden bergen Geheimnisse. Verstohlen duckt sich das nasse Gras in den Boden. Doch immer wieder blitzt etwas Helles auf. Die kurzen Motive haben es in sich und nahtlos gleitet eines in das andere über. Und ein beherzter Schwung hält unsichtbar alles zusammen. Da sind Glanzlichter in der Oboe. Ihre Klänge schmeicheln sich in die Herzen des Publikums. Mit einer unübertrefflichen Sicherheit und mit Können ist diese Musik gestaltet. Die dichten Harmonien pulsieren und atmen und das Musizieren wird zum Jubilieren. Klarinetten und Fagotte beginnen das Andante. Motive mit Legato und Staccato bringen einen wunderschönen Gegensatz. In den Legati darf geträumt werden. Über der Parkbank unter den alten Eichen leuchtet nicht nur der Mond. Da blinzelt auch keck die Venus am Himmel. Die Hornklänge gleichen Wolkenbänken, die sich schüchtern vor den Mond schieben. Doch sie decken sein Lächeln nie zu. Sie verzaubern sogar das Mondlicht in ein intensives Leuchten. Dann beleben überbordende Ideen den nächtlichen Park. Da ist ein Purzeln von Motiven. Oben und Fagotte zeigen es immer wieder. Und doch liegt eine grosse Ruhe über dem Ganzen, als würde die Dunkelheit zu viel Übermut doch nicht zulassen. Nun betört ein Oboen-Solo. Und das Fagott erinnert an den Ruf eines Waldkauzes. Quirlig und wild geht es zum Schlussakkord.
Es folgt noch eine kurzweilige, spritzige Zugabe von Franz Anton Hoffmeister. Das Publikum ist begeistert und dankt mit einem herzlichen und nicht enden wollenden Applaus. Diese Serenade ist überstrahlt von tausend funkelnden Sternen.