• Le ciel et la terre

    Posted on Oktober 5, 2012 by in Presse

    Klara Bosshart-Schwaller, Haldengutweg 11, 5610 Wohlen

    Der Konzertfons Wohlen hat eingeladen

    „Le ciel et la terre“

    bos. Mit ihrem Programm hat das einheimische Musikerehepaar Sabine und Alois BĂŒrger Neuland betreten. Diesmal war es nicht Griegs Musik aus den WĂ€ldern des Nordens. Die beiden fĂŒhrten das Publikum nach Frankreich, zu WĂ€rme und Licht.

    Auf dem Programm stehen unbekannte französische Komponisten vom Barock bis Ende des 20. Jahrhunderts. Das weckt Neugier. Die Erwartungen in der voll besetzten Reformierten  Kirche in Wohlen sind gross. Herr Schoop fĂŒhrt mit kurzen und informativen Ansagen durch das Konzert. Gleich zu Beginn ĂŒberrascht ein Werk von Marin Marais mit geheimnisvollen und gleichzeitig auch lyrischen Melodien. Alois BĂŒrger spielt an der Orgel. Dabei zeigt er reizvolle Registerwechsel. Da geht es von Flötenregistern zu etwas schnarrenden Tönen. Sabine BĂŒrger spielt Querflöte. Verspielt und tĂ€nzerisch sind ihre Motive. Dazwischen bringt sie freche, ja aufmĂŒpfige EinfĂ€lle. Nur gut, dass die Orgel der ruhige Pol bleibt. Im folgenden Werk von Michel Blavet gibt von Anfang an die Flöte den Ton an. Sie dominiert mit ihren fliessenden, fröhlichen, auch spannungsvollen Melodien. Sie ranken sich ans Licht wie die Zweige der Rebstöcke in einem französischen Weinberg. Mit sich wiederholenden Motiven und langen, getragenen Tönen gibt die Orgel den Rebstöcken Halt und Boden. EugĂšne Bozza bringt in seiner Musik neue harmonische Schritte. Mit einer reizvollen Dissonanz steigt die Flöte in den Melodiefluss der Orgel ein. Die Flöte sagt schnell mal, wo es lang geht. Bestechend klar sind ihr Töne. Sie kullern in den Kirchenraum wie reife Trauben ins Fass. Doch zwischendurch dominiert die Orgel mit schön aufgebauten Crescendi und untermalt auf ihre Weise den Melodiefluss.

    Nach einer kurzen Pause wechselt Alois BĂŒrger ans Klavier. Dies verspricht neue Klangfarben und mehr Kontraste. Da weht ein frischer Wind durch den Weinberg. Nochmals ist ein Werk von EugĂšne Bozza an der Reihe. Das Klavier setzt sich mit vertrackten Rhythmen gekonnt in Szene. Daneben fliessen die Flötenmelodien immer lieblicher. Dem Zuhörer wird es warm ums Herz. Schnellen Schlangenbewegungen gleich ist diese Musik. Oder sind es zwei Eidechsen, welche sich im Weinberg jagen? Doch dann rĂ€kelt sich eine genĂŒsslich zu ruhiger Flötenmusik an der Sonne, wĂ€hrend die andere zur Pianobegleitung des Klaviers ein schattiges PlĂ€tzchen sucht. Die Musik der Komponistin CĂ©cile Chaminade bringt schon mit den ersten Takten des Klaviers französische Leichtigkeit und Luftigkeit. Geschmeidig sind die dreier Takte, laden zum Tanzen ein. Die Flöte singt in den höchsten Lagen. Das Klavier malt Girlanden dazu. Die beiden jubilieren mit ihrer Darbietung wie zwei Lerchen im Weinberg bei Sonnenaufgang. Am Schluss liegt ein langer Flötenton im Raum. Diese Musik braucht Zeit wie das GĂ€ren eines guten Weines. Jule Mouquet bringt in seinem Werk Spielfreude und quirlige Flötenmotive. PurzelbĂ€ume wechseln mit ganz einfachen, ruhigen Passagen. KrĂ€ftig dazu sind die Linien im Klavier. Und sogar in den Pausen liegt Musik.

    Das Zusammenspiel von Alois und Sabine BĂŒrger ist schlichtweg grossartig. Sie lassen sich gegenseitig Raum und Zeit. Ein Instrument nimmt sich subtil zurĂŒck, wenn das Thema beim anderen liegt. Das ist Kunst. Darin liegen Ausdruck und Experimentierfreude. Darin liegt auch eine gemeinsame Lust am Musizieren. Das Timing bei den ÜbergĂ€ngen ist perfekt. Sabine BĂŒrger spielt feinfĂŒhlig, die Töne auslotend, auch in den Piani. Sie musiziert mit Freude und Charme. Alois BĂŒrger spielt mit grösster Konzentration, wechselt auch zu luftigem Spielen. Etwas SpitzbĂŒbisches und einen leichten Schalk kann er sich dabei nicht verkneifen. Dieses harmonische Zusammenspiel zeigt sich nochmals im Werk von Charles-Edouard Lefebvre. Auf einer schönen Klavierbegleitung scheinen die Flötentöne zu schweben. Super prĂ€zis und synchron sind die Wechsel von Klavier zur Flöte. Melancholisch sind gewisse Flötenmelodien, doch dann kommen sie plötzlich heiter und sonnendurchtrĂ€nkt daher. Und das Klavier wirbt fast ĂŒbermĂŒtig um diese hellen Klangfarben. Da macht Zuhören einfach Spass.

    Die Erwartungen des Publikums wurden erfĂŒllt. Der begeisterte Applaus wollte nicht enden. Die Zugabe war ein bekannter Ohrwurm mit einem wunderschönen Flötenmotiv. Dieses Konzert hinterlĂ€sst einen Hörgenuss sondergleichen, wie der Abgang eines edlen Rotweins mit dem wĂŒrzigen Geschmack nach Tannin, Holunder und Brombeer. Merci!

    Klara Bosshart

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