• Musik aus Böhmen

    Posted on September 26, 2013 by in Presse

    Wohler Anzeiger,  24. September 2013
    von Klara Bosshart-Schwaller, Wohlen

    Konzert vom 22. September, 17.00 Uhr, Reformierte Kirche Wohlen

    Musik aus Böhmen
    BlÀsersolisten Aargau

    bos. Die BlĂ€ser Solisten Aargau versprechen jedes Mal Musik vom Feinsten. Und mit dem Programm “Musik aus Böhmen“ haben die Musiker das Publikum in der reformierten Kirche mit vielen Höhepunkten ĂŒberrascht.

    Die drei ersten Kompositionen sind von Zeitgenossen Mozarts. Die Partita in D fĂŒr Soloflöte und BlĂ€ser von Joseph Reicha macht den Anfang. Schon nach ein paar Takten ist die Stimmung fröhlich und heiter. Da sind herrliche Szenenwechsel mit Dur und Moll. Susanne Guthauser spielt als Solistin auf der Querflöte. Sie glĂ€nzt mit ihrer Flötenakrobatik. In ihrem Spiel liegen Zartheit neben Dramatik, DurchlĂ€ssigkeit neben FĂŒlle. Sie lĂ€sst sich zwischendurch auch auf ein Techtelmechtel mit der Klarinette ein. Doch da will sich auch mal die Oboe als Solist zeigen. Herrlich sind die tiefen Töne des Fagotts. Und die Hörner durchbrechen den Musikfluss mit schmetternden EinwĂŒrfen. Überraschend spritzig beginnt das Menuetto. Hier setzt sich die Klarinette bestens in Szene. Die verschiedenen Rhythmen von Flöte und den anderen BlĂ€sern haben einen speziellen Reiz. Neckisch ist die Zwiesprache zwischen Klarinette und Fagott. Und die Flöte fĂŒhrt zu einem hellen, strahlenden Schlussakkord.

    Bei der Partita in Es-Dur von Antonio Rosetti kommt als einziges Streichinstrument der Kontrabass dazu. Der Hörunterschied zu Reicha ist deutlich, da tiefe Register mit der Bassgeige besetzt sind. Alfred Steinauer spielt sie dezent. Lange Töne machen den Anfang des Adagios. Sehnsucht liegt darin. Im Gegensatz dazu beginnt das Menuetto fröhlich und beschwingt. Die Oboe sprudelt mit ĂŒbermĂŒtigen Ideen, begleitet von langen, fast schweren Tönen der tieferen BlĂ€ser. Das Allegretto hat etwas Witziges. Die Klarinette singt, spielt wunderschön von Piano zu Pianissimo. Sie erzĂ€hlt vom Tanz der MĂ€dchen und Burschen auf der Wiese und liebĂ€ugelt verschmitzt mit der Oboe. Das Horn gibt Dynamik. Dabei besticht ein hĂŒbsches Hornduett mit seinem gekonnten Wechsel von Forte zu Piano. Herrlich sind die Verlangsamungen im Tempo. Immer wieder erlaubt sich die Oboe glĂ€nzende Abstecher in die Höhe, dazu rufen die Hörner unbarmherzig zur Jagd. Nur gut, dass die Bassgeige alle auf dem Boden hĂ€lt.

    Es folgt ein Divertimento von Josef Fiala. Da dĂŒrfen die tiefen BlĂ€ser, die beiden Fagotte, mal Regie fĂŒhren. Zusammen mit der Bassgeige bilden sie einen farbigen Klangteppich. DarĂŒber können sich Klarinette, Oboen und Hörner in schönen Melodien, gespickt mit spannenden Pianos, auslassen. Sogar kurze Kapriolen der Klarinette liegen drin. Der tiefe Boden trĂ€gt. Wohltuend schön sind die fast klagenden Motive im Andante. Zwischendurch wird die Bassgeige gezupft. Gekonnt sind Spannung und Entspannung gezeichnet. Die Entlastungen sind am richtigen Ort. Da kann DurchlĂ€ssigkeit voll ausgekostet werden. Beim Presto geht es zur Sache. Kurz, prĂ€gnant und auch kurlig ist es. Schnelle LĂ€ufe des Fagotts treiben voran. Und die Klarinette erlaubt sich einen lausbubenhaften Schluss.

    Nach kurzer Pause folgen Melodien von B. Smetana. Es ist ein Sprung in die Romantik. „Die Moldau“ ist fĂŒr grosses Orchester komponiert. Robert Walker hat SĂ€tze daraus speziell fĂŒr BlĂ€ser und Bassgeige arrangiert. Das gibt ein neues Hörerlebnis. Die Querflöte macht den Anfang, Klarinette und Oboe setzen sofort ein und das bekannte Motiv der Moldau schimmert schon verhalten durch, um nach ein paar suchenden Takten voll zu strahlen. Weite dominiert. Doch da turnt die Querflöte, lĂ€sst das Wasser ĂŒber die Steine sprudeln. Auffallend schön ist die Dynamik, gespickt mit wunderschönen Sforzatos. Virtuos spielen die HolzblĂ€ser, dazu treiben die Hörner zur Jagd. Und bei der Bauernhochzeit möchte jeder am liebsten mittanzen. Bei den Stromschnellen gibt das Piccolo Dramatik. Spannend, wie im Takt versetzt die kleine Flöte spielt. Bei aller Vielfalt von Motiven und Rhythmen strahlt immer wieder die Moldau-Melodie durch. Und sie strahlt wirklich, auch wenn zwischendurch wilde Harmonien ausbrechen. Bestechend schön wie mal die Oboe zum Hauptthema  fĂŒhrt. Da geht das Publikum voll Spannung mit. Und die Reprise mit der Klarinette ist glasklar heraus zu hören und gefĂ€llt auf Anhieb

    Lang und herzlich war der Applaus. Die Zugabe erinnerte an Mozart, einfach luftig schön.

     

     

     

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